koeln.de, 19.01.2013
„Fatal Banal" feiert Mitmach-Karneval

Narren erfinden die „Salafarier"
Köln. Es wird gesungen und geschunkelt, immer wieder, das Publikum ist kaum zu bremsen. Die Karnevalisten von „Fatal banal" dürften in dieser Session wohl die Sitzung mit dem größten Mitmach-Faktor präsentieren.
„Schuld" sind eine gelungene Inszenierung, Running-Gag Schunkel-Günni , ein wieder einmal glänzend aufgelegter Sitzungspräsident Christoph Stubbe, die Kapelle „Six Jeck" und nicht zuletzt die eng-gemütliche Atmosphäre im Bürgerzentrum Ehrenfeld.
Ihren Biss beweisen die Sieben gleich am Anfang mit der Erfindung der „Salafarier": Da wetteifern Neo-Nazis und islamistische Extremisten wer die besten Bomben baut, der schlimmste Anti-Semit oder Schwulenhasser ist. Was liegt da näher, als sich zu verbünden - eben zu den „Salafariern". Doch weil beide Seiten auch im Hass wetteifern, kann es aus der Liebe zwischen Arierin und Salafist nichts werden - selbst wenn der ein Konvertit aus Frechen ist.
Chantalls Mutter (Susanne Hermanns) meldet sich: Ihre Tochter hat sich in einen Türken verliebt. Dass erlauschte Sätze wie „Wenn ich gekommen wäre, hätte dich das sehr gefreut" nur Beispiele aus der Nachhilfe für deutsche Grammatik sind und nichts mit Kondomen zu tun haben, will sie nicht glauben. Vollends peinlich wird es, als sie - deutsch radebrechend - den Kontakt zu den Eltern des künftigen Schwiegersohns sucht. Ein entlarvender Sketch zum Fremdschämen.

Der Verfall der deutschen Sprache, SMS-Terror, die Frauenquote im Karneval (dank der Pläne von Bundesfamilienministerin Schröder können die Männer die Macht im Frauenkarnevalsverein „Colombina Colonia" übernehmen), Pflege im Alter (wer im Quiz gewinnt, erhält die höchste Pflegestufe), Schleckerfrauen als Erzieherinnen und der 1. FC Köln (mit einem traurig-schönen a-capella-Chor) sind weitere Themen.

Zwar ist „Fatal banal" nicht ganz so scharf wie im Vorjahr, doch das macht der Spaß an der Freud bei Ensemble und Publikum mehr als wett. Mitreißend köstlich das Schlussduo der Ensemble-Neulinge Mieke Stoffelen und Mario Michalak: Als „Karnevalshasser" stehen sie voller Widerwillen auf der Bühne, vom eigenen Erfolg angeekelt, ermuntert sie das Publikum zum Singen und Schunkeln, während er mit lautmalerischer Zungenakrobatik die Musik unterstützt. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr! (js)

Kölner Stadtanzeiger, 20.01.2013
FATAL BANAL

Männerquote bei den Colombinen
In den Sitzungen der alternativen Jecken von Fatal Banal wird wieder herzlich gelacht: Neben der Frauenquote wird das Organisationsbüro von Arsch huh und der 1. FC Köln auf die Schippe genommen. Und Kasperle? Dessen Aussagen bedürfen gar der Übersetzung.

Ehrenfeld. Das hat Kristina Schröder jetzt davon. Die Familienministerin wollte unbedingt die 1/3-Frauenquote in den Führungsetagen. Und im Fastelovend der alternativen Jecken von Fatal Banal ist sie schon Realität. Nur nicht unbedingt so, wie sich das die Frauen wahrscheinlich vorgestellt haben.

Da wird eine Vorstandssitzung von Kölns Frauenkarnevalsgesellschaft Colombina Colonia samt Quotenmännern dargestellt.
Die blicken zufrieden auf ihr bislang Erreichtes zurück: „Im Rosenmontagszug sind mehr Stuten als Hengste unterwegs, Bärbelchen hat mehr Redeanteile als Hänneschen. Das lass ich mir nicht von diesem Karnevalsmariechen-Muffel kaputtmachen", wettert die Präsidentin noch Richtung Schröder.

Bis die Beisitzer Curt und Carl sie dermaßen mit Kurzen und Aperol abgefüllt haben, dass sie und ihre Vizepräsidentin beschließen, die komfortable zwei Drittel-Mehrheit der Frauen im Verein zugunsten des vermeintlich besseren einem Drittel aufzugeben. Auch die SPD hat ähnlich „kluge" strategische Richtungsentscheidungen getroffen, lästert Sitzungspräsi Christoph Stubbe: „Erstens: Peer Steinbrück wird Kanzlerkandidat. Zweitens: Angela Merkel bleibt Bundeskanzler."

Hermanns brilliert als Chantalls Mutter

Ob die Erfindung der SMS vor 20 Jahren jedoch wesentlich intelligenter war, ist nach dem makabren und herrlich pointierten Sketch mit Hartmut Ernst als Ehemann zu bezweifeln, der von seiner Ehefrau (Susanne Hermanns) mit den Kurznachrichten in den Herztod getrieben wird. Hermanns brilliert auch wieder als Chantalls Mutter, die neben Schunkel-Fetischist Günni (Rainer Braun-Paffhausen) auch nach 22 Jahren Fatal Banal immer noch die beliebtesten alten Bekannten auf der Bühne sind.
Er treibt den Präsi in den Wahnsinn, bis der ihm den Stecker zieht. Sie treibt die Annäherung einer deutschen Mutter zur Familie des türkischen Nachhilfelehrer ihrer Tochter auf die Spitze: „Konjungieren???? Hör mir auf mit der Sauerrei."

„Ich voll schling, er so rülps."

Die deutsche Sprache geht ohnehin den Bach runter, wie das Theater mit dem Kasperle verdeutlicht, der nur noch unvollständige Sätze („Ich voll schling, er so rülps.") sprechen kann, was dringend der Übersetzung bedarf.

Bitterböse gerät ein Blick in das Organisationsbüro von Arsch huh, indem vergeblich nach einem Kölschsponsor „„Wir sind doch alle so schön Köln-besoffen.") gesucht wird. Doch die Künstler kommen nur, wenn es Freibier gibt...
Dafür ist bereits die Rollstuhlrampe für die museumsreifen Künstler eingerichtet. „Da haben die Bläck Fööss auch schon nach gefragt." Schöner sind nur noch die FC-Abstiegshymne („Nie mehr volles Haus, alles aus") und die Liebesgeschichte zwischen dem Nazimädchen Gretchen (Mieke Stoffelen) und einem Salafisten (Stubbe), die alle hassen außer sich selbst. Und das Karnevalshasser-Krätzchen von Stoffelen mit dem großartigen Mario Michalak kurz vor Schluss.: „Ja, wir lieben Karneval. Ja, wir hassen Karneval. Damit muss man wohl ganz einfach leben." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Köln-Nachrichten.de, 21.01.2013
Fatal banal": Männer erobern die Macht zurück
20.01.2013 14:30 von:(ehu)

Schlagwörter: Fatal Banal,Karnevalssitzung,Salafisten,Neonazis,Alternativer Karneval
Auf der Straße stehen sich Neo-Nazis und Salafisten unversöhnlich gegenüber. Doch die Jecken von „Fatal banal" bringen den Beweis: Die politischen Gegner sind sich näher, als sie denken. Bomben bauen können beide, beide haben die Wahrheit gepachtet, beide hassen Juden und Schwule. So steht einer Liebe zwischen blondem Ariermädchen und zottelbärtigem Salafisten-Konvertit aus Frechen nichts entgegen. Das Ergebnis der Verbrüderung: Salafarier.

Mit diesem bösen Sketch-Highlight beginnt das aktuelle, das schon 22. Programm der alternativen Karnevalisten im Bürgerzentrum Ehrenfeld. Gekonnt nehmen die sieben Karnevalisten, unterstützt von der Hausband „Six Jeck", die Merkwürdigkeiten der Politik und des menschlichen Zusammenlebens aufs Korn: Die SMS-Sucht, die bis zum Herzinfarkt führt und die deutsche Sprache verhunzt; die Pflege im Alter, die es in einem Seniorenquiz als Preis gibt; die Schlecker-Pleite, nach der sich die Ex-Verkäuferinnen als Erzieherinnen üben.

Auch Chantalls Mutter ist wieder dabei: Ihre Tochter hat einen Türken als Freund und als Nachhilfelehrer in Deutsch - hoffentlich benutzt sie beim Konjugieren ein Kondom! Dank Bundesfamilienministerin Schröder ertricksen sich die Männer wieder (ganz legal) die Macht im Karneval. Schließlich will die Politikerin nur eine Drittelquote für ihre Geschlechtsgenossinen - was soll da das noch mehrheitlich weiblich besetzte Präsidium im Frauenkarnevalsverein der „Columbinen"?

Zum Schluss gibt's ein besonderes Bonbon: eine köstliche Litsch-Nummer

Mit bekanntem Charme und Witz führt „Präsi" Christoph Stubbe durch das Programm. Pointenreich und zügig bietet es der Langweile keinen Raum. Seine Stärke in diesem Jahr aber ist der Mitmach-Faktor. Immer wieder gibt es die Gelegenheit zum Schunkeln und Mitsingen - vom Publikum mit Lust und Laune aufgegriffen. Das lässt sich am Schluss den Spaß auch nicht vom Litsch-Duo „Karnevalshasser" verderben - im (beachsichtigten) Gegenteil. Die beiden neuen Ensemble-Mitglieder Mieke Stoffelen und Mario Michalak laufen hier zur Höchstform in einer fast vergessenen Karnevalskunst auf.

So wird die „Fatal banal"-Sitzung wieder zu einem stimmungsvollen kleinen, aber feinen Familienfest. Begünstigt sicher auch durch die heimelige Atmosphäre des kleinen Sitzungssaals.

Ach ja: Die Extremisten-Liebe findet doch kein gutes Ende.

city-news.de, 22.01.2013
Fatal Banal 2012/13 - Mitreißend komisch
Köln. Kabarett, Comedy, Klamauk und natürlich Kölle Alaaf - auch in diesem Jahr bietet das Programm von Fatal banal wieder alles, was das alternative Jeckenherz erfreut. Nach dem ersten Sitzungswochenende steht fest: Das alt bewährte Konzept im alternativen Karneval setzt sich auch in dieser Session wieder durch.

Das Bürgerzentrum in Köln-Ehrenfeld (kurz: Büze) war von Freitag bis Sonntag bis auf den letzten Platz ausverkauft. Drei Stunden abwechslungsreiches Programm präsentieren die sieben Akteure an 16 Veranstaltungstagen in ihrer Stammlocation, dem Büze. Unterstützt werden sie, wie in jedem Jahr, von ihrer Hausband 'Six Jeck', bei der es auch nach der Sitzung noch richtig abgeht. Insider wissen das: nach der Sitzung packen alle im Saal mit an und rücken Bierbänke und Tische zur Seite. Danach wird bei der After-Show-Party getanzt bis zum Umfallen.
Doch zurück zum Inhalt der Sitzung: Natürlich schlängeln sich die gelungenen Inszenierungen in erster Linie um Kölner Themen wie Kölner Haushalt, Nord-Süd-Stadtbahn, Arsch huh oder die Ehrenfelder Moschee. Da wetteifern unter anderem Neo-Nazis und islamistische Extremisten als Handpuppen darüber, wer die besten Bomben baut oder der schlimmste Schwulenhasser ist. Mitten drin im verbalen Kugelhagel wird schnell klar, dass aus der Liebe zwischen einer Pro Köln-Aktivistin und einem Salafisten nichts werden kann. Auch die Beiden haben sich am Ende kräftig in den Haaren.
Zwischen Beiträgen des souveränen Sitzungspräsidenten Christoph Stubbe, musikalischen Einlagen von Six Jeck und urkomischen Einsätzen in der Person von Schunkel-Günni - der sich immer wieder gern mitten unters Publikum mischt - werden auch allgemeine Themen wie Gema-Gebühren, SMS-Terror und Pflege im Alter kabarettistisch umgesetzt. Der Schlenker zurück zur Domstadt gelingt unter anderem durch den Sketch zur Frauenquote im Kölner Karneval (Bundesfamilienministerin Schröder lässt grüßen!) und die traurig-schöne FC-Hymne eines A-capella-Chors. Nicht zu vergessen der Aufzug diverser Kölner Vorort-Dreigestirne wie zum Beispiel die Knastformation aus Köln-Ossendorf. Mitreißend komisch - muss man gesehen haben!